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Chinesisch für Anfänger

Ihre Aufgabe: Bringen Sie zwei Deutschen, einer Japanerin, einem Türken, einer Australierin, einem Amerikaner, einer Mexikanerin und einem Inder so viel chinesisch wie möglich bei. Sie haben nur 120 Unterrichtsstunden Zeit. Überspringen Sie daher die obligatorische Vorstellungsrunde und verzichten Sie auf die Erläuterung grundlegender Prinzipien des Chinesischen. Erklären Sie keine neuen Vokabeln, benutzen Sie sie einfach. Fangen Sie sofort an, Mandarin zu sprechen, und weichen Sie nur in absoluten Ausnahmefällen davon ab. Lassen Sie ihre Schüler alles mehrfach nachsprechen. Irgendwann werden sie verstehen.

Zwei Doppelstunden nach dieser Methode habe ich nun hinter mir, und mir brummt gehörig der Kopf. Natürlich gibt es verschiedene Arten, eine Sprache zu lernen, aber diese ist mir noch nie begegnet. In einem irrwitzigen Tempo feuert unsere (sehr sympathische) Lehrerin immer neue Satzkonstruktionen ab, und wir müssen höllisch achtgeben, um die Zusammenhänge zu kapieren. Jede Sekunde geistiger Abwesenheit wird bestraft. Durch Variation und Wiederholung sollen sich Redewendungen, Vokabeln und die im chinesischen extrem wichtige Aussprache offenbar ganz von alleine ins Gehirn eingraben.

International BuildingMir ist klar, dass die netten Leute von der Chenghchi-Universität das nicht so machen würden, wenn es sich nicht bewährt hätte. Aber ungewohnt ist es schon. Nachsprechen oder Lautschrift vom Blatt ablesen – das ist das eine. Die Aussprache dabei nicht komplett zu verhunzen das andere. Und das Gesagte wirklich zu verinnerlichen, um es später parat zu haben, noch mal was völlig anderes.

Nach nur zwei Tagen mit je zwei Unterrichtsstunden haben wir u.a. schon folgende Sätze durchgenommen:

  • „Ich bin Klaus, komme aus Deutschland, bin Student.“ (Na gut, der war noch absehbar.)
  • „In meiner Familie gibt es Vater, Mutter und großen Bruder. Aber keinen kleinen Bruder, keine große Schwester, keine kleine Schwester.“
  • „Ich trinke gerne Kaffee, Tee, und lese Zeitung. Ich rauche nicht gern und klettere nicht gern auf Berge.“
  • „Wie lautet Deine Festnetz-Nummer? Deine Handy-Nummer?“
  • „Mein Geburtstag ist am 3. Juli.“
  • „Die Leute in Taiwan sind nett, und die Häuser sind groß.“
  • „Die Autos aus Deutschland sind schnell, aber das Wetter ist schlecht.“
  • …und natürlich das Zählen. Die Zahlen von Eins bis Zehn klingen ungefähr so (MP3).

Chinesische SchilderSo. Und das bimst Euch jetzt mal rein in einer Sprache, die weder vom Klang noch vom Aufbau irgendeine Ähnlichkeit mit dem hat, was wir Westler gemeinhin als normal empfinden. Das heißt zum Beispiel: Es gibt kein Alphabet. Dafür einige hundert verschiedene Laute bzw. Silben. Die lassen sich wiederum auf vier verschiedene Arten aussprechen („Töne“) – z.B. gleichbleibend hoch, ansteigend, schnell abfallend, wobei sie jedesmal eine völlig andere Bedeutung annehmen. Gebt hier z.b. mal „mao“ ein – die möglichen Bedeutungen reichen von „Katze“ über „Anker“ bis „Handel“ und noch viel weiter.

Aus den einzelnen Wörtern werden neue zusammengesetzt: Feuer + Wagen + Halt = Bahnhof.  Und die vielen Wörter haben eigene Schriftzeichen. Fast 50.000 sollen es sein, steht jedenfalls in diesem schlauen Buch. Im Unterricht ist das alles kein Thema. Werden schon wissen, warum…

Falls das jetzt alles arg kritisch klingt – ich freue mich drauf, morgen wieder hinzugehen! Zwar muss ich mich daran gewöhnen, nicht alles gleich zu durchschauen. Aber missen möchte ich diese Erfahrung auf keinen Fall.

Damit Ihr wisst, wo sich das alles abspielt: Dies ist der Campus der Chengchi-Universität. An einem Hügel gelegen, sehr weitläufig (zwischen unterem und oberem Teil fährt ein Shuttle-Bus) und sehr grün.

Campus

Studieren unter Palmen!

Campus Palmen

Hier versuchen Studenten aus ca. 80 Ländern, Mandarin zu lernen (rote Zettel: Anzahl der Gaststudenten). Es ist sogar jemand aus Kiribati da, den habe ich aber leider noch nicht getroffen.

Gaststudenten-Brett

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Klaus Bardenhagen

Klaus Bardenhagen

Comments

10 Antworten

  1. Richtig vermutet: Schlafen hat bei mir zur Zeit unterste Priorität hinter „Land kennenlernen“, „Essen ausprobieren“, „Chinesisch lernen“ und bloggen.

    Zettelchen sollte ich mir auch mal überall im Zimmer aufhängen, mit Vokabeln. Vielleicht klappt’s dann auch mit dem Lernen besser…

    In Bezug auf den obigen Eintrag kann ich übrigens Entwarnung geben. Nach drei Tagen Überfalltaktik lassen wir es jetzt etwas ruhiger angehen. Im Moment geht es vor allem um die richtige Aussprache.

    Mit Englisch alleine ist es hier tatsächlich nicht ganz einfach. Sogar junge Leute verstehen oft so gut wie kein Wort.

    Was treibt Dich denn in die VR?

  2. Hi Klaus!
    Das liest sich ja schon alles super spannend. Und dickes Kompliment für die Seite! Wann schläfst Du eigentlich, wenn Du tagsüber die ganzen Geschichten erlebst und nachts die Webside mit neuen Artikeln bestückst? Beneide Dich um die tolle Erfahrung, vor allem mit der Sprache. Werde mich ja im Mai für drei Wochen in der VR rumtreiben und mir graut jetzt schon vor der Kommunikation mit Hilfe von kleinen Zettelchen auf denen die Straße und der Name des Hotels stehen 🙂 Kommt man denn in Taiwan sonst mit Englisch rum?
    Grüße aus Deutschland
    Karin

  3. Ich mag Fragen! Es sieht so aus, dass ich wohl nur an den Wochenenden Ausflüge in weiter entfernte Gegenden machen kann. Der Sprachkurs dauert von 13 bis 15 Uhr, das zerschneidet den Tag ziemlich. Es soll aber auch rund um Taipeh einige schöne Ausflugsgebiete geben, die man schnell erreichen kann – mit Bergen, Wäldern, heißen Quellen…

    Zum Preisniveau und zum Rumkommen in der Stadt schreibe ich bestimmt noch Einträge. Staubig ist es hier nicht, das Wetter entspricht im Moment einem schönen Frühling in Hamburg. Heute hat es zur Abwechslung mal geregnet.

    Frühstück – gutes Thema. Ich verlasse mich auf die Künste der taiwanischen Bäcker, die findet man hier tatsächlich an jeder Ecke. Nein, kein Schwarzbrot, aber dafür leckeres Gebäck, Rosinenbrötchen, Croissants… mehr dazu, wenn ich mal das National Bakery Museum besucht habe. Das gibt’s tatsächlich.

  4. Hey Klaus,

    wie schön dass du in da bist und wie viel du schon geschrieben hast: wow!!! bin grad aus thailand zurück und ich gönn dir dein abenteuer von herzen. chinesisch klingt echt schwer.

    sag mal hast du auch zeit ein wenig im land rumzureisen? oder bleibst du in der stadt und wieviel kostet das leben in taipeh so? ist es staubig und wie kommt man am besten von a nach b? was isst du zum frühstück? das waren nur 5 prozent der fragen die ich noch habe. aber du blogst ja 😉 . dein blog find ich super. ich mag sogar die vorschau pop ups. sehr praktisch.

    ich wünsch dir alles liebe.
    fanny

  5. OK, das könnte sich machen lassen. Seit heute sitzt er nämlich in meinem Kurs. Nach vier Tagen haben die Lehrer die Klassen nochmal durchgemischt, damit sie von Leistungsniveau her einheitlicher sind. Hatte aber noch keine Chance, ihn näher kennen zu lernen.

    Was die Popups angeht: Ich glaube nicht, dass sie sich deaktivieren lassen. Ich habe jedenfalls keinen entsprechenden Menüpunkt gefunden.

  6. Kiribati, ist ja cool! Neulich hab ich mal überlegt, wo ich hinreisen wollte, wenn ich den Lottojackpot knacken würde. Meine Wahl fiel auf Pitcairn. Ich denke, auf der Reise wären ein paar ruhige Monate in Kiribati auch drin, die Hotels sind gar nicht so teuer… Also, wenn Du den Kiribaten mal interviewen könntest für den Blog, wär das super!

    PS: Diese Vorschau-Popups bei den Links (Snapshots) sind nicht so mein Ding, weil sie den Rest verbergen. Kannst sie gern beibehalten, soll nur so eine Art vorgegriffene Antwort auf eine fiktive Umfrage sein.

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