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Zu Gast bei der Feier zur Vereidigung von Taiwans Präsident Ma Ying-jeou

Mit Pauken und Pandas

Die Wahl hatte er schon im März gewonnen, aber jetzt ist es endgültig amtlich: Taiwan hat einen neuen Präsidenten. Heute wurde Ma Ying-jeou vereidigt, und ich war bei der anschließenden Zeremonie samt Antrittsrede dabei. Ich und noch etwa 10-20.000 andere. Es war eine bemerkenswerte, mal beeindruckende und mal befremdliche Veranstaltung. Mit Pandas. Aber dazu später mehr.

Seit heute stehen auch zwei neue Texte von mir bei heute.de online: Einer über die Erwartungen an den neuen Präsidenten und die besseren Beziehungen zu China. Und ein Interview mit dem Vize-Chef des Deutschen Wirtschaftsbüros in Taipeh über die Wirtschaftsbeziehungen zu Deutschland und die Frage, warum Taiwan so ein schönes Land ist.

Hier hält Ma gerade seine Antrittsrede. Er hat die Gelegenheit genutzt, sich als Musterschüler der Demokratie darzustellen, für den Transparenz und Integrität über allem stehen. (Randbemerkung: Ma hatte in den 80er Jahren Karriere im Parteiapparat der Kuomintang gemacht, als diese Taiwan noch mit Hilfe des Kriegsrechts autoritär regierte.) Außerdem hat er einmal mehr China dazu aufgerufen, Differenzen im gegenseitigen Einvernehmen zu lösen. Und er hat seine Landsleute aufgefordert, die Ärmel hochzukrempeln und Taiwan in eine „neue Ära“ zu führen.

Eine Rede ohne große Überraschungen, aber mit hübsch ungekünstelter Sprache (zumindest in der englischen Übersetzung) und mit emotionaler Wirkung, obwohl oder gerade weil Ma nicht der klassische Typ „mitreißender Redner“ ist. In diesem Blog wird die Rede viel eingehender und kritischer analysiert, als ich das hier könnte.

Die Zeremonie fand am Vormittag in der Taipei Arena statt, einer neuen, ziemlich großen Veranstaltungshalle, in der bestimmt auch Basketballspiele ausgetragen werden können. Sie war sehr lang, denn es musste viel Zeit überbrückt werden, bis Ma & Co. aus dem Präsidentenpalast (wo die eigentliche Vereidigung stattfand) eingetroffen waren.

Bilder der Vereidigung, leider in miserabler Qualität von der Leinwand geknipst.

Während die Vereidigung sehr zeremoniell ablief, hatte die Veranstaltung in der Arena die meiste Zeit die Anmutung einer ziemlich aufwändigen Samstagabend-Fernsehshow. Gar nicht steif, aber auch nicht immer ganz geschmackssicher. Durchs Programm geführt haben dann auch echte Fernseh-Moderatoren.

Und was für ein Programm! Es gab tanzende Ureinwohner, Kung-Fu-Darbietungen, Puppentheater, Sänger am Klavier, Artisten, Peking-Oper, Sängerinnen im Abendkleid (morgens um halb zehn), chinesisch rappende Rapper mit E-Gitarre, Pauken- und Trommel-Ensembles, Nationalhymnen-singende Schüler und vieles mehr. Vieles davon war richtig, richtig gut. So gut, dass ich eine DVD haben möchte.

Manches war gewöhnungsbedürftig. So wie die Menschen im Panda-Kostüm, die mit einem Kindertheater-Ensemble auf der Bühne herumkasperten. Auf der Amtseinführung eines Staatspräsidenten. Auch mal was Neues.

(Nicht mit im Bild: mindestens drei weitere Ganzkörper-Maskottchen.)

Ganz toll fand ich die Vorstellung der Abgesandten von Taiwans diplomatischen Verbündeten. Das sind nämlich nur 23 Stück. Da muss man sich jedes Land warmhalten, und sei es noch so klein. Kann sich jemand an die Szene in „Fahrenheit 9/11“ erinnern, in der sich Michael Moore über George W. Bushs „Koalition der Willigen“ lustig macht?

„Die Republik IIIISSSSLAAAAANNND! PAAAALAAAAUUUUU!“

Nun, Palau war auch dieses Mal mit von der Partie. Und der Tonfall des Moderators war ganz ähnlich.

„Der Premierminister der SALOMONEN-INSELN! Der Vize-Premier der DOMINIKANISCHEN REPUBLIK! Der Präsident von KIRIBATI und seine Frau! Der Premierminster von GUATEMALA! Von BURKINA FASO! Und der König von SWASILAND!“

Wahrscheinlich ist das einer der Gründe dafür, dass diese Länder Taiwan die Treue halten: In Peking würden sie nie dermaßen im Mittelpunkt stehen.

Zum Schluss durften alle auf die Bühne, und ganz am Schluss wurde Ma von den teilnehmenden Jungs und Mädels umringt, die entweder ein Autogramm wollten oder ihren Präsidenten einfach mal anfassen.

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Klaus Bardenhagen

Klaus Bardenhagen

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