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Deutsche Chefs: In Taiwan ist Englisch ein Problem

DWB Pressekonferenz

Wie geht es deutschen Unternehmen in Taiwan, wo sehen sie Schwierigkeiten und in welchen Branchen sind sie eigentlich aktiv? Zu solchen Fragen hat das Deutsche Wirtschaftsbüro Taipei eine Umfrage durchgeführt. Von 208 angeschriebenen deutschen Unternehmen haben sich 123 beteiligt.

Die Ergebnisse fassen auch Taiwans Medien zusammen, zum Beispiel hier oder hier.

Mich hat ein Punkt besonders interessiert: Als größte Herausforderung gaben die Firmen an, in Taiwan „qualifizierte Mitarbeiter“ zu finden. Über die Hälfte der Unternehmen sah darin ein Problem, jedes fünfte sogar das „Hauptproblem.“

Auf der Pressekonferenz, wo die Ergebnisse vorgestellt wurden, waren auch deutsche Chefs dabei. Uwe Halstenbach, der die Taiwan-Niederlassung des TÜV Rheinland leitet, sagte: Es sei ein Problem, in Taiwan qualifizierte Ingenieure zu finden. Fast alle würden am liebsten bei HTC oder anderen renommierten Firmen arbeiten. Und während viele auf dem Papier gute Englisch-Kenntnisse vorweisen können, falle ihnen das Englisch-Sprechen sehr schwer.

Problemfeld Englisch

Während Bernd Barkey von Bosch die Ausgangfrage mit „kein Problem“ beantwortet hatte, bekräftigte Helmut Bolt von ThyssenKrupp, dass es um das Englisch-Niveau vieler Taiwaner noch immer nicht besonders gut bestellt sei.  Man brauche in der Firma Leute, die fähig sind, auf Englisch als zweiter Sprache zu kommunizieren: „Kommunikationsfähigkeit macht mindestens die Hälfte von dem aus, in dem man gut sein muss.“ Er berichtete von einer Stelle, auf die sich 200 Taiwaner beworben hatten. Fast alle hätten einen amerikanischen Universitätsabschluss vorweisen können und seien doch nicht in der Lage gewesen, ordentliche englische Sätze zu Papier zu bringen. Einen habe man schließlich eingestellt, sich nach drei Monaten aber wieder von ihm getrennt.

Ein weiteres interessantes Ergebnis: Im Vergleich mit China, wo die Umfrage auch durchgeführt wurde, klagen deutsche Unternehmen in Taiwan generell über weniger Probleme. In China etwa haben mehr als 80 Prozent ein Problem damit, qualifizierte Mitarbeiter zu finden.

Beim Problemfeld „Korruption“ klaffen die Angaben besonders weit auseinander (56% vs. 18,7%). Andererseits bedeutet das: Fast jedes fünfte deutsche Unternehmen hält Korruption für ein Problem.

Und schließlich: Fast ein Viertel der befragten Unternehmen gab an, Taiwan sei für die gesamte Firma einer der drei wichtigsten Märkte weltweit. Darunter werden wohl auch einige Restaurants, Kanzleien oder Beratungsbüros sein, die ausschließlich in Taiwan aktiv sind (die Umfrage war anonym), aber dennoch ein interessantes  Detail.

Falls sich jemand einen Überblick über deutsche Unternehmen in Taiwan verschaffen möchte: Das Deutsche Wirtschaftsbüro gibt den Band „German Companies in Taiwan“ heraus. Diesen ziemlich kompletten Überblick gibt es leider nur gedruckt und kostenpflichtig.

Gratis dagegen ist der InfoBrief Taiwan, ein Newsletter mit Zahlen und Meldungen rund um Taiwans Wirtschaftswelt.

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Klaus Bardenhagen

Klaus Bardenhagen

Comments

2 Antworten

  1. US oder GB – Uniabschluss. Ja, ja, sozusagen. In die Bewerbungsunterlagen schreibt man schon mal einen Bachelor oder Master of Irgendwas rein, aber nach taiwanischem Brauch reicht es für diese Behauptung, eingeschrieben worden zu sein, man muss nicht richtig studiert oder gar abgeschlossen haben. Der „Master of Computer science“ der dem deutschen Diplominformatiker gegenüber sogar glaubt, sein US-Master sei höherwertig,hat dann evtl. gar nicht richtig studiert.
    In CAN oder US leben sie oft im oder um den Chinatown oder verbringen da viel Zeit, reden Mandarin, bestehen schriftliche Uni-Sprachtests aber können kaum reden, das ist in der Tat so.

    Auch ruhig mal Grundbegriffe des Fachs abfragen, der ein oder andere weiß nicht was ein binäres Zahlensystem ist und HEX muss Hexerei sein.

    Gute Leute gibt es natürlich auch, also… wie mein Vorschreiber schreibt, „genug gemeckert“.

    P.S.: Finde Leute auch nur schwer, Softwareentwickler eigentlich nur durch persönliche Kontakte oder Anlernen(!)

  2. Bei uns im Unternehmen werden auch Leute eingestellt die angeblich Englisch sprechen und am Ende gar nichts verstehen und sich nur sehr schwer Verständigen können. An die schrecklich formulierten Emails an meine Kunden (von den Assistenten) hab mich mittlerweile gewöhnt und meine Kunde auch. Die Ingenieure können gut mit Zahlen umgehen und Produkte „klonen“, aber selber mit einer Idee kommt, das ist unmöglich. Liegt aber ehr am Schulsystem wo nur Auswendiglernen gepaukt wird und Individualismus quasi nicht vorkommt. Aber genug gemeckert. 我愛台灣

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