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So werden Erdnüsse in Taiwan geerntet

Frische Erdnusspflanzen

Auf dem Acker lernt man was dazu

Vielleicht geht es Euch wie mir, und Ihr esst zwar Erdnüsse, habt aber nie darüber nachgedacht, wie sie eigentlich wachsen und geerntet werden. Ein Ausflug nach Südtaiwan hat mir gerade die Augen geöffnet.

Als wir mit dem Wagen durch die ländlich geprägte Region Yunlin fuhren und uns darüber unterhielten, was links und rechts der Straße alles wächst, sahen wir in den Feldern Menschen bei der Erntearbeit und bogen kurzentschlossen ab. Kniehohes Kraut wuchs auf dem Feld, das vielleicht vier Hektar maß und damit größer war als der durchschnittliche landwirtschaftliche Betrieb in Taiwan.

Frische Erdnusspflanzen

So also sehen Erdnusspflanzen aus, wenn sie erntereif sind. Botanisch sind es übrigens Hülsenfrüchte, die nicht mit Nüssen, sondern mit Bohnen verwandt sind. Die Früchte wachsen unter der Erde, eine Nuss pro Pflanze. Wir konnten uns das genauer ansehen, denn einige Reihen hatten die Bauern bereits abgeerntet. Fünf oder sechs Leute waren im Einsatz.

Erdnuss-Erntemaschine

Maschinelle Erdnuss-Ernte

Ihr Werkzeug will ich mal „Erdnuss-Mähdrescher“ nennen: Eine kleine, auf Ketten laufende Ackermaschine, deren Schneidwerk mit einer Spannweite von ca. einem Meter Reihe für Reihe durchs Feld fährt. Sie reißt die Pflanzen aus der Erde und transportiert sie über ein Förderband ins Innere der Maschine. (Also eher ein Kartoffelroder als ein Mähdrescher.) Dort trennt sie die Erdnüsse ab, die durch ein Sieb in einen Sammelbehälter fallen, und wirft die Pflanzenreste hinten wieder aus.

Erdnuss-Erntemaschine

Als wir ankamen, hatte der Fahrer gerade eine Reihe hinter sich gebracht und ein kleiner LKW wartete auf die Ernte. Der Sammelbehälter fuhr hydraulisch zwei Meter in die Höhe und kippte die Nüsse auf den LKW.

In den abgeernteten Reihen bückte sich ein Dutzend Frauen, mit Strohhüten und langen Ärmeln gegen die Sonne geschützt. Sie klaubten per Hand Erdnüsse auf, die von der Maschine wieder ausgespuckt worden waren. Es waren keine Feldarbeiterinnen, erklärten die Landwirte, sondern einfach Frauen aus der Gegend, die sich kostenlos bei der Nachernte bedienen konnten. Eine Tradition, die vor einiger Zeit wohl auch in Deutschland noch lebendig war.

Feldarbeit in Taiwan

Erdnüsse sind eine der wichtigsten Feldfrüchte in Taiwan, auch wenn die Anbaufläche mit der volkswirtschaftlichen Bedeutung der Landwirtschaft zurückgegangen ist. Vor 50 Jahren wuchsen sie auf mehr als 100.000 Hektar. Aktuell ist es noch ein Viertel. Zwischen 50- und 70.000 Tonnen produzieren Taiwans Landwirte pro Jahr. Von der Aussaat bis zur Ernte dauert es vier Monate.

Steigende Preise dank Öl-Skandal

Die Bauern erzielen pro Kilo einen Verkaufspreis von knapp unter zwei Euro – jedenfalls verkauften sie uns dafür erntefrische Erdnüsse zum Mitnehmen. Dieses Jahr sei der Preis gut, sagten sie. Der Grund: Ein Lebensmittelskandal. Gerade ist aufgeflogen, dass mehrere große Hersteller in Taiwan ihr angeblich pures Olivenöl gepanscht haben. Da wächst die Nachfrage nach Erdnussöl als heimischer Alternative.

Erdnüsse werden aber nicht nur zu Öl und Erdnussbutter verarbeitet oder geröstet. Sie landen in Taiwan auch gemahlen als Füllung im Gebäck, werden gekocht zu Dessert verarbeitet oder als Pulver über alle möglichen Gerichte gestreut. Sogar zum klassischen Frühstück, Reisbrei mit eingelegtem Gemüse, gehören sie dazu.

Und jetzt weiß ich: Ganz frisch vom Feld und roh schmecken sie auch nicht schlecht.

Erdnüsse

Andere landwirtschaftliche Produkte aus Taiwan hier im Blog:

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Klaus Bardenhagen

Klaus Bardenhagen

Comments

Eine Antwort

  1. Das ist schon übel diese ständige Lebensmittelpanscherei. Hier in Deutschland hatte wir ja auch schon unsere Gammelfleischskandale und ähnliches.

    Eigentlich wäre es doch schön wenn in reichen Ländern die Lebensmittelqualität zunehme. Aber vielleicht merken wir auch nur mehr weil öfter kontrolliert wird?

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