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Nachruf auf einen bayerischen Sachsen in Taiwan

Andreas Forster

Andreas Forster vom „Smoky Inn“

In Taiwan leben etwa 1000 Deutsche. Einige von ihnen sehen ihre Heimat nicht mehr wieder.

Auf dem alten Ausländer-Friedhof in Tamsui finden sich Grabsteine mit deutschen Namen, die heute in Taiwan wohl niemandem mehr etwas sagen.

Ein Deutscher, der bis vor kurzem in Taiwan gelebt und gearbeitet hat, war Andreas Forster. Er ist am 16. Mai 2014 im Alter von 54 Jahren auf den Philippinen verstorben.

Andreas Forster

Forster (方安德) betrieb ein deutsches Restaurant in Sanzhi, nördlich von Taipeh: das Smoky Inn. Viele werden ihn gekannt haben. Ich habe ihn leider nie getroffen.

Der Grund, warum ich dies schreibe: Vor einiger Zeit erhielt ich eine Nachricht von Forsters Ehefrau. Sie schrieb von den Philippinen, woher sie stammt, und bat mich, hier in Taiwan bekannt zu machen, dass ihr Mann verstorben ist. Er hatte einen Herzinfarkt. Auf den Philippinen wurde er auch beigesetzt.

Die beiden haben einen kleinen Sohn, schrieb sie. Andreas Forster jr., geboren am 19. April, also wenige Wochen vor dem Tod seines Vaters.

Außerdem legte sie Wert darauf, dass die neuen Betreiber des Restaurants in Sanzhi mit Forster nichts zu tun haben.

Spuren im Archiv

Ich habe Andreas Forster nie kennen gelernt, aber er war einer der ersten Deutschen in Taiwan, die ich je gesehen habe: In einem ZDF-Bericht.

Es war wohl Anfang 2008, kurz vor meiner ersten Reise nach Taiwan. Damals arbeitete ich beim ZDF und durchstöberte das Archiv nach Beiträgen über Taiwan, weil ich ja keine Ahnung hatte, was mich erwartete.

So stieß ich auf Andreas Forster. Der frühere ZDF-Korrespondent in China und Japan, Gert Anhalt, hatte ihn für eine kleine Reihe über deutsche Restaurants in Fernost porträtiert. (Anhalt schrieb auch mal einen Agentenroman über Taiwan.)

Das Video lässt sich im Netz nach wie vor finden. Es ist ein schöner, augenzwinkernd und liebevoll erzählter Beitrag.

Schnitzel statt Sushi – Teil 5 – MyVideo

„…in dessen Küche man weder von der weltweiten Ölkrise noch gar von versteckten Fetten jemals gehört hätte.“

Mein Eindruck war: Da steht einer, bei dem man gern zu Gast sein, mit dem man sich vernünftig unterhalten könnte.

Woran andere sich erinnern

Wer war Andreas Forster? Ich hörte mich um und erhielt Nachricht von einem Deutschen in Taipeh:

 Ich kannte ihn persönlich und habe ihn auch öfter in Sanzhi besucht und mit ihm in seiner Küche oder im Büro geplaudert, aber da er doch ganz schön weit draußen wohnte, war das dann meistens der einzige Kontakt, da er doch immer sehr beschäftigt war mit seinen Restaurants, und immer etwas knapp angebunden am Telefon.

Später hatte ich ihn für meine Hochzeit um ein paar Platten aus seinem Angebot gebeten, aber da war er gerade in den Vorbereitungen, um kurzfristig nach Hongkong zu fliegen, um alle Formalitäten für seine Heirat mit seiner jungen phillipinischen Freundin zu erledigen. Dieses ganze Prozedere der taiwanischen/deutschen Behörden hatte ihn ziemlich mitgenommen, das konnte man ihm anmerken. Meine Frau und ich waren ihm nicht böse, da diese Extra-Einlage nicht offiziell für die Hochzeit geplant war und er lieferte uns prompt am Wochenende nach unserer Hochzeit die besagten 2 Platten kostenlos und frei Haus per Taxikurier (ein alter Freund von ihm) aus Sanzhi.

Geboren ist Andreas wohl in oder bei Meißen und hat auch da gelebt, bis er dann irgendwie Mitte der 1980er Jahre ins damalige Westdeutschland, nach Bayern, gekommen ist.

Er war immer ein netter Gesprächspartner.

Ein Nachricht aus der Vergangenheit

Erst, als ich mir Gedanken über diesen Beitrag machte, erinnerte ich mich wieder, dass Andreas Forster sich einmal hier im Blog gemeldet hatte.

Ende Januar 2013 hinterließ er diesen Kommentar:

durch zufall auf die website gestossen. interessant. ich bin der andreas, vom smoky inn restaurant in sanzhi. wenn du mal einen ganz speziellen beitrag fuers fernsehen brauchst, komm mal bei mir vorbei. dann koennen wir mal die ganze umgebung vorstellen – ist naemlich echt gut hier. ich bin seit ueber 12 jahren hier. und was zum essen und trinken gibts auch (bitte an ausreichend fahrer denken). lass mich wissen, wenn… gruss andreas

Es ist ein seltsames Gefühl, so etwas zu lesen und zu wissen: Der das geschrieben hat, der ist nicht mehr da.

Nun bereue ich, dass ich Andreas Forsters Angebot nicht rechtzeitig angenommen hatte.

Ich glaube, ihn zu kennen, wäre ein Gewinn gewesen.

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Klaus Bardenhagen

Klaus Bardenhagen

Comments

3 Antworten

  1. Habe erst jetzt und hier von seinem Tod erfahren. Schlimm, als seine Tochter, dass so zu erfahren! Sein Nachname ist Förster nicht Forster. Geschichten könnte ich hier auch auf sein Andenken hin erzählen. Lieber nicht. Ich finde es eigendlich bedenklich wie er hier verklärt wird nur aufgrund seines Charmes (bzw. Ideen?) und der Tatsache, dass er in Taiwan lebte. Dieses Leben führte er, weil er keinen Charakter hatte und für nichts und niemanden geradestehen wollte und konnte. Unsere Türe stand immer offen und er hat es nie begriffen. Danke für den Nachruf jetzt wissen wir Kinder Bescheid, dass da nix mehr von seiner Seite kommen wird. Mir tut seine Frau leid die mit Sicherheit nichts von uns weiß und allein sein Kind großziehen muß. Möge er ihr keine Schulden hinterlassen haben…Ich kann verstehen wenn dieser Kommentar gelöscht werden sollte, aber auch das gehört zum Leben des Andreas Förster. Er hinterließ in Deutschland verbrannte Erde und zerbrochene Herzen.

  2. Hallo, ich kenne Andreas persöhnlich, war ein guter Freund hier in Weinböhla wo er auch geboren ist. Habe ihn auch zum Flughafen gefahren als er damals in die Phillipinien geflogen ist. Hatte immer gute Ideen und hatte hier kurz zuvor noch die Vietnamesisch Sächsischen Tage organisiert, was ihm auch viel Kraft und Geld kostete.
    Ein Reisebüro hat er auch betrieben in Dresden auf der Maxstraße. Schade das er fehlt.. so ist der LAuf der Dinge!

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