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Ein besonders liebevoller Fettnäpfchenführer

Buch fettnäpfchenführer taiwan

Taiwan, Fluchtort für Deutsche mit Liebeskummer

Ganz viele deutsche Bücher über Taiwan gibt es nicht. Also freue ich mich, dass kürzlich eines erschienen ist, das ich besonders lesenswert finde: Ein Fettnäpfchen-Führer.

Sophie hält nichts mehr in Deutschland. Ihr Freund hat sich auf seiner Südamerika-Reise abgesetzt. Die Arbeit ist langweilig. Die alte Umgebung reizlos. Sophie braucht einen Neustart. Chinesisch lernen, das wäre was! Auf gut Glück fliegt die Mittzwanzigerin nach Taiwan und beginnt ein neues Leben.

Buch fettnäpfchenführer taiwan

Dabei läuft nicht alles nach Plan. Ob im Alltag, an der Uni oder unterwegs mit neuen Freunden, überall lauern Missverständnisse. Sophie betritt den Tempel durch die falsche Tür, trägt am Feiertag Unglück verheißende Farben, zweifelt die Diagnose eines Arztes offen an und beschert ihm einen Gesichtsverlust… wie gut, dass sie meistens auf verständnisvolle Taiwaner trifft, die über ihre kulturellen Fehltritte hinwegsehen.

Schneller als gedacht hat sie Freunde, Arbeit und sogar einen einheimischen Verehrer. Ob Sophie wirklich nur ein Jahr in Taiwan bleiben wird?

Keine drögen Verhaltensratschläge

Sophie ist die Hauptfigur in einem neuen Buch, das ich gerade lese. Listen nach dem Motto „Was Sie vermeiden sollten“ finden sich im Internet viele, und meist sind sie sehr dröge. Dieser „Fettnäpfchenführer Taiwan“ geht einen anderen Weg. Eingebettet in eine muntere Handlung verabreicht er die Verhaltensratschläge quasi im Vorbeigehen.

Weil Sophies Erlebnisse unterhaltsam geschildert und mit vielen stimmungsvollen Beobachtungen angereichert sind, bekommt der Leser ein recht anschauliches Bild vom Leben in Taiwan, oder zumindest in der Hauptstadt Taipeh – sogar, wenn er selbst gar keine Reise plant.

Sympathisch macht das Buch die Einstellung seiner Hauptfigur, die wohl irgendwie auch der Autorin entspricht: Sophie ist neugierig und bereit, sich auf neue Erfahrungen einzulassen. Sie meckert nicht über Ungewohntes, vergleicht nicht ständig alles mit Deutschland, sondern versucht, sich so gut wie möglich in die neue Umgebung einzufügen. Natürlich macht sie sich ihre eigenen Gedanken und wundert sich über Einiges, doch dann versucht sie sogleich, diese kulturellen Unterschiede auch zu verstehen. Mit Freundlichkeit und Offenheit findet sie rasch Kontakt und echte Freunde.

Irgendwie hängen geblieben

Dass mir das Buch ganz gut gefällt, liegt wohl auch daran, dass ich mit der Autorin einige Erlebnisse teilen dürfte. Deike Lautenschläger heißt sie, ist ungefähr so alt wie ich, hat auch „was mit Medien“ studiert und als Fernsehreporterin gearbeitet. Auch sie kam nur für einen zeitlich begrenztem Chinesischkurs nach Taiwan, blieb dann aber irgendwie hängen.

Jetzt lesen: Typologie deutscher Expats in Taiwan

Jetzt ist sie laut Klappentext „freie Autorin, Deutschlehrerin und Doktorandin“. Und offenbar ist sie ganz gut integriert, denn auf den üblichen „Deutsche in Taipeh“-Veranstaltungen sind wir uns all die Jahre nie über den Weg gelaufen und haben offenbar auch keine gemeinsamen Bekannten.

Selbst, wenn sie ein besonders treuer Leser dieses Blogs sind und auch meine eigenen Taiwan-Bücher auswendig kennen, werden Sie im „Fettnäpfchenführer Taiwan“ noch einige neue Aspekte erfahren.

Hier finden Sie das Buch mit mehr Infos bei Amazon.de und können auch einige Seiten durchblättern.*

Was ist eigentlich „Unabhängigkeit“?

Geht es Ihnen eher um echte Ereignisse, um Politik und Geschichte, und finden Sie Taiwans Situation auch ein bisschen unklar und verwirrend? Etwa, was das Verhältnis zu China angeht? Dann empfehle ich das Buch „Unabhängigkeit! Separatisten verändern die Welt“. Das ist ein Sammelband mit Berichten aus mehr als einem Dutzend Regionen in aller Welt, in denen Menschen nach Eigenständigkeit streben. Von Schottland bis zur Ostukraine, von Palästina bis Transnistrien – und eben auch Taiwan.

Die Hintergründe und Methoden sind ganz unterschiedlich, doch es gibt immer wieder interessante Parallelen.

Buch Unabhängigkeit

Das Kapitel zu Taiwan stammt von mir. Darin lernen sie Su Beng kennen, einen alten Haudegen, der mit fast 100 Jahren seinen Kampf für eine echte Unabhängigkeit Taiwans noch nicht aufgegeben hat. Und einen jungen Wilden, der seine Zeit nun gekommen sieht.

Die anderen Texte sind mindestens genauso spannend, denn sie stammen alle von geschätzten Kollegen, die – so wie ich – selbst seit Jahren im Ausland leben. Miteinander gehören wir zum Verein „Weltreporter“ und treten dafür ein, dass Auslandsberichte in deutschen Medien auch öfter von Leuten stammen, die wirklich vor Ort leben.

Mehr Informationen zum Buch, und eine Leseprobe, bei Amazon.de.*

* Dies sind sogenannte Affiliate-Links. Wenn Sie über diesen Link bei Amazon landen und dort etwas bestellen, zum Beispiel die verlinkten Bücher, bekomme ich ein paar Cent als Provision. Am Preis für Sie ändert sich nichts. Falls Sie mir etwas Gutes tun wollen: Das klappt auch, wenn Sie dort z.B. Ihre Weihnachtsgeschenke bestellen. Genauso freue ich mich aber, wenn Sie den Buchhändler um die Ecke unterstützen.

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Klaus Bardenhagen

Klaus Bardenhagen

Comments

5 Antworten

  1. “ Sophie betritt den Tempel durch die falsche Tür, trägt am Feiertag Unglück verheißende Farben, zweifelt die Diagnose eines Arztes offen an und beschert ihm einen Gesichtsverlust… .

    Als Langzeiter steht man solcher Sicht mit vor den Kopf geschlagener Hand gegenüber. Mit ihrem Bezahl-Buddhismus interessiert das mit der Tür wirklich nicht. Ärzte sind oft sehr inkompetent so dass man wirklich selbst nachdenken muss und das mit den Farben….. ich kriege mich kaum wieder ein. Nichts gegen das Buch natürlich, denn die Newbie-Sicht ist auch immer wieder eine lustige Sache.

    Und immer den Mopeds Vorfahrt lassen auch auf dem Bürgersteig, dass die Leute keinen Gesichtsverlust erleiden! (Kicher)

    Sorry für den Langzeiter-Zynismus, ich bin ja nur noch ein paar Taiwantage hier…

    1. Nun ja, dies ist kein „How to…“ Führer, wie man sie so oft liest. Dem Buch geht es eher darum, solche an sich irrelevanten Kleinigkeiten zu nennen, um allgemein die Aufgeschlossenheit zu fördern. Die Leser werden angeregt, das Leben in Taiwan aus Perspektive der Taiwaner zu betrachten.

      Die Autorin lebt ja auch schon geraume Zeit in Taiwan, mit der „Newbie-Sicht“ ist es also wirklich so eine Sache.

      Außerdem ermuntert das Buch dazu, Chinesisch zu lernen, und macht deutlich, dass man ohne Sprachkenntnisse weniger Chancen hat, interkulturelle Missverständnisse auszubügeln.

      Dein langer Aufenthalt in Taiwan in allen Ehren, Arbeit, Familie und so weiter, aber glaubst Du nicht auch, dass Du aufgrund fehlender Sprachkenntnisse in vieler Hinsicht darauf beschränkt warst, an der Oberfläche zu kratzen? Wenn man sich fast immer ausgeschlossen fühlen muss, entsteht eben so ein „Langzeiter-Zynismus“.

      Auf jeden Fall wünsche ich ehrlich und von Herzen viel Erfolg bei Euren nächsten Stationen! Dein Blog wird fehlen.

      1. Ich stimme Ludigel als Langzeiter und mit chinesischen Sprachkenntnissen aber fast vollständig zu.

        Ich würde allerdings zwei Arten von so genannten Fettnäpchen unterscheiden:

        1. Religiöse, über die Bescheid zu wissen kann nie schaden, allerdings empfinde ich alles, was in Taiwan mit Religion zu tun hat als wesentlich entspannter. Einem wohlerzogenen Menschen ist ein kleines Fettnäpfchen in einem Tempel wohl selbst viel peinlicher als für andere empörend.

        2. Gesellschaftliche, das mit dem Gesicht wahren ist meiner meiner Meinung nichts weiter mehr als eine verträumte Sicht auf die ach so auf Harmonie ausgerichtete chinesische Kultur, die heute vielleicht noch von der Großelterngeneration untereinander gelebt, aber bei der heutigen Elterngeneration und ihren Kindern zumeist schon durch reine Ellenbogenmentalität ersetzt wurde.

        Und sorry Klaus, aber der Langzeiter Zynismus hat nichts mit mangelnden Sprachkenntnissen zu tun, sondern mit einem gesunden Menschenverstand, der einem zuweilen sagt, dass gewisse Dinge in Taiwan einfach hanebüchend unlogisch, unpraktisch und unprofessionell sind, das auch jeder weiß, aber zum Schutz der „Tradition“ nicht geändert wird.

        Leider sind die Langzeiter inmitten einer taiwanischen Familie zu beschäftigt, um selbst ein Buch darüber zu schreiben, Ludigel war mit seinen Blogartikeln bislang am nächsten dran 😉

        Und dennoch. Bücher über Taiwan sind doch trotzdem immer schön. Darauf angesprochen hab ich dann in Deutschland immer eine Menge zu erzählen 🙂

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