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Wie Taiwans Katzen ein Dorf vor dem Vergessen bewahrt haben

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Cat Content aus Taiwan

Sind Taiwans Katzen besonders fotogen, oder liegt es an ihrer Umgebung, dass sie so gute Fotomotive abgeben?

Katze in Taiwan

Reden wir mal über Mao. Nicht über den chinesischen Revolutionsführer, dessen Nachname (毛) übersetzt übrigens „Haar“ bedeutet, sondern über andere haarige Zeitgenossen.

„Mao“ (貓) heißt auf Chinesisch nämlich auch „Katze“ – anderes Schriftzeichen, anders betont.

Hurting the feelings of the Chinese people

Und „Mao“, so klingt hier auch der Laut, den man in Deutschland „Miau“ schreiben würde. (Hunde in Taiwan machen übrigens „Wang Wang“ statt „Wau Wau“, aber das wäre eine andere Geschichte.)

Großstadtdschungel-Katzen

Katzen also gibt es auch in Taiwan, sie sehen aus wie in Deutschland, und sie benehmen sich auch so. Aber natürlich passen sie sich ihrer Umgebung an.

Cat in Taiwan

In meiner Wohnanlage zum Beispiel, mehrere fünfstöckige Gebäude mit Gassen dazwischen, kenne ich eine rotbraune Katze aus dem ersten Stock gegenüber. Mit wunderbarer Selbstverständlichkeit findet sie den Weg nach oben, springt auf Balkonbrüstungen und zwängt sich durch Fenstergitter. Ihr liebster Beobachtungs- und Sonnenscheinposten ist auf einem der verwitterten Plastikvordächer, völlig unzugänglich für Menschen und von unten nicht einzusehen.

Direkt neben den Häuser beginnt ein dicht bewaldeter Hügel. Ich nehme an, dass sie hier regelmäßig durch das Bambusdickicht streift. Aber ob es dort auch Mäuse zu fangen gibt, oder womit sie ihren Jagdtrieb befriedigt, kann ich nicht sagen.

Big city cat Taiwan

Auch in Taiwan gibt es Katzen- und Hundemenschen (ich bin übrigens letzteres), wobei in einer engen Großstadt wie Taipeh die Katzenhaltung natürlich weniger Probleme mit sich bringt. Wer selbst keine hat, kann in spezielle Katzencafés gehen. Da schlürft man seinen Milchkaffee, während die hier ansässigen Vierbeiner um die Stühle streifen und auf Leckereien vom Kuchenteller hoffen.

Mindestens so wichtig wie das Streicheln ist dann das Fotografieren. Spätestens seit sich Instagram mit seinen Verschönerungsfiltern bei der Handyfotografie durchgesetzt hat, gilt für viele Taiwaner: Wenn Du keine Fotos hast, ist es nicht passiert.

Katzen und Fische Wandbild Tainan

Und wie das so ist: Mehr ist besser. So hat die Katzen- und Fotoliebhaberei der Taiwaner einem ganzen Ort ein zweites Leben beschert.

Die Bergbau-Katzen von Houtong

Houtong (猴硐) heißt das Städtchen, in einem engen Tal eine knappe Stunde Zugfahrt von Taipeh. Diese Berge waren einst das Zentrum von Taiwans Kohleindustrie. Bis in die achtziger Jahre brummte hier der Bergbau. Heute bestimmen rund um den Bahnhof verlassene Minen, verfallene Fabrikanlagen und verrostete Maschinenreste das Bild. Klingt trist, ist aber ganz malerisch.

Katze in Houtong

Wirklichen Charme bekommt der Ort aber durch die mehr als 100 Katzen, die sich hier frei bewegen und sich besonders gern an Stellen mit guter Aussicht drapieren. Sie werden versorgt und sterilisiert, haben aber keine speziellen Herrchen oder Frauchen.

Als Houtong schon fast verlassen und vergessen war, machten Fotos der Katzen vor der patinaträchtigen Kulisse im Netz rasant die Runde und sorgen seit Jahren für einen neuen Touristenboom. Selfie mit Samtpfoten, posieren vor Industrieruinen – das lockt junge Taiwaner an, hier einen Nachmittag zu verbringen. Restaurants, Souvenirshops und Kunstwerke im Katzendesign breiten sich aus, und Houtong ist vor dem Verfall bewahrt.

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Klaus Bardenhagen

Klaus Bardenhagen

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