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Chiang Kai-shek in Taiwan: Nationalheld oder Diktator?

CKS Statuen

Der Herrscher über China herrschte nur noch über Taiwan

Er war der Diktator, der immer lächelte. Ob auf Fotos, Statuen oder Gemälden: Stets umspielt ein feines, gütiges Lächeln die Mundwinkel von Chiang Kai-shek. Doch der schmale, glatzköpfige General, der einst über ganz China herrschte, am Ende aber nur noch über das kleine Taiwan, hatte auch ein anderes Gesicht.

Skrupellos und machtversessen, hat sein Regime nach Schätzungen so viele Menschenleben auf dem Gewissen wie im 20. Jahrhundert sonst nur die von Mao, Hitler oder Stalin (dazu hier eine Tabelle). Zuletzt hatten das die Menschen in Taiwan zu spüren bekommen – ein Kapitel, das in meiner neuen Heimat noch immer nicht aufgearbeitet ist.

Direkt gegenüber von meinem Haus in Taipeh, neben der Polizeiwache, steht noch immer eine Statue von Chiang Kai-shek. Ein schwacher Abglanz eines Personenkultes, der einst das ganze Land erfasste. Nachdem er 1949 auf dem Festland den Bürgerkrieg gegen Maos Kommunisten verloren hatte, blieb Chiang nur noch die Flucht nach Taiwan. In seinem Gefolge retteten sich fast zwei Millionen Menschen auf die Insel: Armee und Eliten der Republik China.

Dieser Staat hatte 1911 das chinesische Kaiserreich gestürzt und kam in der Folge nie zur Ruhe. Kaum hatte Chiang Kai-shek sich nach jahrelangen brutalen Kämpfen gegen lokale Kriegsherren durchgesetzt, folgen Kriege gegen Japaner und Kommunisten. Kein Wunder, dass der Feldherr nie Interesse an der Demokratie hatte und die Macht lieber für sich behielt.

In Taiwan, das bis 1945 japanisch gewesen war, unterdrückte der Machtapparat des „Generalissimo“ per Kriegsrecht die sechs Millionen Einheimischen und errichtete einen Polizei- und Spitzelstaat, in dem jede Kritik an der Regierung tödlich sein konnte. In den Augen der Welt galt Taiwan während des Kalten Krieges trotzdem als „freies China“, und die USA unterstützten Chiang, wie so viele rechte Diktatoren, mit Waffen und Geld.

Lange träumte er davon, das Festland von Taiwan aus zurückzuerobern. Die Propaganda stilisierte ihn zum Übermenschen und Retter des chinesischen Volkes vor dem Kommunismus, sein lächelndes Bild hing in jedem Klassenzimmer, und wer in Taiwan von der Diktatur profitierte – Beamte, Militärs, Industrielle – war Feuer und Flamme.

Anfang der Siebziger brach die Illusion zusammen, als Chiang nicht mehr verhindern konnte, dass die verhasste Volksrepublik China UN-Mitglied wurde. Trotzig zog er seine eigenen Vertreter ab und verpasste Taiwan so den diplomatischen Waisenstatus, unter dem es bis heute leidet. (Sh. Kommentare unten für mehr Details.)

Nachdem Chiang 1975 starb, ließ sein Sohn eine monumentale Gedenkhalle ins Zentrum von Taipeh klotzen, die noch heute eine der größten Touristenattraktionen ist. Dort stehen Soldaten Ehrenwache vor einer riesigen Statue, und im Souvenirshop finde ich T-Shirts mit dem lächelnden Chiang. Fast so, als hätte die Welt sich seit damals nicht weitergedreht.

Doch inzwischen ist Taiwan demokratisch geworden, die meisten Statuen sind von Schulhöfen und Marktplätzen verschwunden. Viele wurden nicht etwa verschrottet, sondern im Cihu Sculpture Memorial Park vor dem Mausoleum des Diktators wieder aufgestellt.

Es war ein skurriles Erlebnis, als ich an einem schönen Sommertag durch diesen Park spazierte, verfolgt von den Augen hunderter fast identischer, in Bronze gegossener Chiang Kai-sheks.

Dass niemand wegen der jahrzehntelangen Verbrechen und Menschenrechtsverletzungen verurteilt wurde, zeigt aber auch: Die Taiwaner schrecken bis heute davor zurück, ihre Vergangenheit aufzuarbeiten.

Es gibt Gedenkstätten wie das frühere Jingmei Prison in Taipeh, aber kaum ein Lehrer wagt es, seine Schulklassen hierhin zu führen. So wächst eine neue Generation heran, die oft kaum eine Chance hat, aus der Geschichte zu lernen.

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Klaus Bardenhagen

Klaus Bardenhagen

Comments

21 Antworten

  1. selten so eine einseitige Kolumne gelesen über eine Figur von höchster historischer Brisanz. Weder wird darauf eingegangen dass seine Gräueltaten vorm Hintergrund des Kalten Krieges bzw. des Kampfes um den Alleinanspruch begangen wurden noch ist jene Spur von der Anti-Chiang-Kampagne seit 2000er zu lesen:
    https://zh.wikipedia.org/wiki/去蔣化

    Diese historische Auffassung wäre sachkundig, wenn die Kolumne aus der Feder eines deep green Politikers Anfang 90er stamme.

    1. Liebe/r hehe von der Uni Tübingen,

      ich würde Ihnen gern in Ruhe antworten, werde das aber nur tun, wenn Sie sich nicht anonym hinter einer Nonsens-Mailadresse verstecken. Ich exponiere mich hier schließlich auch. Fundierte Kritik halte ich aus, aber bitte mit offenem Visier.

      Also hinterlassen Sie hier bitte noch einen Kommentar mit Mailadresse (wird nicht öffentlich gemacht) oder schreiben Sie mir an kb@taiwanreporter.de

      Klaus Bardenhagen

  2. Lass gut sein Klaus. Mir ist nicht erst heute klar geworden, dass justrecently einfach noch ein paar mehr und vor allem längere Aufenthalte in Taiwan braucht, um gewisse Zusammenhänge zu verstehen, bei mit war es am Anfang ja nicht anders. Da aber ein weiterer Dialog bis dahin nur zu Streitigkeiten führen würde, beenden wir hier das Ganze lieber, da es wie bereits erwähnt ein paar Nummern zu hoch für mich ist.

    1. Okay. Wenn ihr beiden das jetzt persönlich austragen wollt, leite ich gern Mailadressen weiter. Ansonsten ist die Diskussion hier damit bitte beendet und ich hoffe, Ihr bleibt geschätzte Leser.

  3. aber glaub mir, der BMW oder Mercedes in der Garage tröstet hier darüber schnell wieder hinweg
    Um mich an die Netiquette zu halten, beschränke ich mich auf das Zitat.

    Das andere ist (neben der völkerrechtlichen) eigentlich eher eine psychologische Sache.
    In ihren Auswirkungen ist sie, wie ich schon schrieb, sehr praktisch, Dennis. Und falls Ihnen bestimmte Aktivisten auf die Nerven gehen (was ja durchaus begreiflich ist – das geht vielen Taiwanern sicher nicht anders), bedeutet das noch lange nicht, dass die meisten Taiwaner die Sache so apolitisch sehen wie Sie. Einen Alleinvertretungsanspruch („verstehe bitte auch…“) können Sie da ebenso wenig übernehmen wie die Aktivisten.

    Danke für den Link, Klaus. Vielleicht war CKS damals flexibler, als man vor einigen Jahren noch dachte – oder seine Diplomaten vertraten jedenfalls ihm gegenüber eigene Standpunkte. Diesem Artikel nach war das Vorgehen der Republic China damals eher doppelbödig. Aber mit einem Antrag auf Neuaufnahme wäre er wohl überfordert gewesen.

    1. Um erst gar keine Schärfe aufkommen zu lassen: Ich bin mir sicher, dass Dennis mit dem BMW-Zitat nicht seine eigene Meinung ausgedrückt hat, sondern die Denkweise vieler Menschen in Taiwan, und die ist nun mal wirklich so.

      1. Klaus: Erfolgsorientierung – inklusive der Statussymbole, die das ausdrücken – sind den meisten Menschen wichtig (auch wenn man die Symbole in Deutschland nicht so deutlich vorzeigt wie in Taiwan). Ich habe mich aber ebenfalls schon häufiger in Taiwan aufgehalten – meistens rund zehn Tage, und einmal über sechs Monate -, und sehe keinen Grund zu glauben, dass man Taiwanern eher als anderen Leuten ihr Urteilsvermögen damit abkaufen könnte, dass man ihnen materielle Perspektiven bietet. Ebenso gerne wird argumentiert, die Urteilsfreudigkeit sei mit dem wachsenden Lebensstandard eher noch gestiegen.

        In einer aussagefähigen Form quantifiziert hat das meines Wissens aber noch niemand, weder In- noch Ausländer. Die wenigsten Menschen sind reine Materialisten, oder reine Idealisten.

  4. Man muss eigentlich gar nicht mal so gross denken, obwohl die Ursachen natuerlich da liegen. Aber mal eine Frage: Wann war mal eine offizielle politische/wirtschaftliche Delegation aus dem Ausland hier oder eine hiesige im Ausland? Klar, so eine Delegation kommt selten zu jemandem nach Hause, kann uns ja eigentlich egals sein, aber auch wenn die Ergebnisse solcher Besuche manchmal zweifelhaft sind, so foerdern sie doch den Austausch – und sowas fehlt hier in Taiwan absolut.

    Wenn hier etwas passiert, dann immer auf niederer, unbedingt unpolitischer Ebene, und folgerichtig in kleinerem Umfang. Ja, Unis machen ein wenig Austausch, aber es gibt kein groesseres Programm dazu, das muss jede Schule selbst ankurbeln und es gibt da vom Stipendium abgesehen keine Foerderung staatlicherseits, weil der Staat sich nicht sehen lassen darf.

    Wirtschaftsdelegationen, obwohl eigentlich unpolitisch, sieht man auch nicht so richtig. Es werden halt etliche kleine Sueppchen gekocht, aber als Staat insgesamt in einer Richtung foerdern geht nicht – weil der Staat sich nicht sehen lassen darf. Jeder hiesige Politiker, der ins Ausland reist, darf das nur als Urlaub deklarieren, sonst gibt es gleich Aerger.

    Klar, ein Teil der Isolation Taiwans ist hausgemacht, und die hiesige Sprachausbildung leistet einen betraechtlichen Beitrag dazu – genauso wie manche schraege Ansichten was denn nun „unsere“ Kultur sei und was „fremd“ (Das englische „foreign“ trifft es da besser.) waere. Aber das ist nur ein Teil, die politische Isolierung sorgt fuer den Rest.

    Und persoenlich merke ich doch recht oft, dass Taiwan nicht so recht anerkannt ist: Wenn ich mich auf einer Website anmelde und die Software eine Laenderliste nach ISO-3166 verwendet, dann wird mir beim Eintragen meiner persoenlichen Daten mitgeteilt, dass ich in einer Provinz Chinas lebe:

    http://en.wikipedia.org/wiki/ISO_3166-1

    Der Liste zufolge nutzen wir uebrigens die ostfriesische Nationalflagge, weisser Adler auf weissem Grund. Als ich noch bei Postnuke mitmachte, habe ich auch mal eine Diskussion dazu angestossen, aber den meisten Devs war egal, wie weit die Realitaet von einer Liste abweicht, solange diese Liste nur ISO-abgesegnet ist.

    Klar, Taiwan koennte selbst betraechtliche Verbesserungen erzielen, wenn man nur nicht so stur immer auf bilateralen Abkommen bestaende – wenn ich am Boden liege, stelle ich keine Forderungen. Was waere so schlimm daran, z.B. Fuehrerscheine anzuerkennen einfach auf der Basis des Niveaus der Pruefung im jeweiligen Land? Oder Amateurfunkgenehmigungen… Man koennte z.B. ganz einfach die CEPT-Genehmigungen akzeptieren, so wie die USA das auch gemacht haben.

    Und es gibt natuerlich noch einen Aspekt, den man wahrscheinlich gern verdraengt: Auf der anderen Seite der Taiwanstrasse sind etwa 1000 Mittelstreckenraketen auf uns gerichtet, ausserdem trainiert man fleissig die Landung von Truppen an unseren Straenden. Die Isolation Taiwans verhindert dabei, dass Taiwan einem Verteidigungsbuendnis beitreten koennte, man kann sich da nur auf die USA „verlassen“. Und Waffensysteme kann man auch nur ueber dieses eine Land einkaufen – und nicht einmal das problemlos. Israel bekommt deutsche U-Boote geschenkt, Taiwan darf sie nicht mal kaeuflich erwerben. (Und Merkel gibt da bestimmt keine andere Antwort als Schroeder damals.)

    Ich bleibe also dabei, dass fuer mich die Isolation spuerbar ist. Nicht unbedingt jeden Tag, aber spuerbar ist sie.

    1. Nur als Randnotiz: Es finden viele Besuche auf Abgeordneten- und einige auf Minister- oder Staatssekretärs-/Vizeministerebene statt. Mit den USA, EU-Ländern inkl. Deutschland usw. Staats- oder Regierungschefs werden sich hier allerdings nicht blicken lassen.

  5. Ich verstehe: Es geht ums große politische Ganze. Tut mir Leid, aber dass ist mir persönlich dann ein paar Nummern zu hoch. Es ist natürlich richtig und wichtig, dass du die Welt auf die große Ungerechtigkeit aufmerksam machen willst, aber verstehe bitte auch, dass die meisten Taiwaner trotz allem ein normales Leben führen. Wenn jeder mal auf seine ganz persönliche Situation schaut, dann wird er feststellen, dass es ihm dort an nichts Wichtigem mangelt. Das andere ist (neben der völkerrechtlichen) eigentlich eher eine psychologische Sache. Von anderen ignoriert und ausgeschlossen zu werden hinterlässt auf jeden Fall gewisse Spuren, aber glaub mir, der BMW oder Mercedes in der Garage tröstet hier darüber schnell wieder hinweg. Und jetzt am langen Wochenende werden sich mit Sicherheit mehr Taiwaner draußen amüsieren als am Stammtisch über die völkerrechtliche Situation Taiwans zu diskutieren.

    Aber keine Sorge. Sollte in der Zukunft irgendetwas passieren, was uns in unserer persönlichen Freiheit einschränken sollte, dann bin ich jeden Fall auf deiner Seite. Aber heute halt nicht.

  6. Anfang der Siebziger brach die Illusion zusammen, als Chiang nicht mehr verhindern konnte, dass die verhasste Volksrepublik China UN-Mitglied wurde. Trotzig zog er seine eigenen Vertreter ab und verpasste Taiwan so den diplomatischen Waisenstatus, unter dem es bis heute leidet.

    Dennis: Diesen Status empfanden schon in den 1990er Jahren viele Taiwaner als kränkend – unabhängig davon, ob sie eher zur KMT oder zur DPP tendierten, oder gar überzeugte Anhänger „Nationalchinas“ oder einer „Republik Taiwans“ waren.
    Und nicht zu Unrecht. Immerhin hatte man je nach Sicht etwas Besonderes zur chinesischen Kulturgeschichte, oder zu einer wirtschaftlich und gesellschaftlich fortgeschrittenen Inselrepublik beigetragen. Und durchaus „unpolitische“ Taiwaner äußern das auch heute – dass man ein längerfristiges Visum eben nicht bei einer Botschaft beantragt, sondern bei diplomatischen Ersatzstellen, und dass Taiwan als ein Land, das zum Beispiel ein beispielhaftes Mitglied der WHO sein könnte, es aufgrund des diplomatischen Waisenstatus nicht sein kann.

    Das findet man in Taiwan tendenziell vielleicht sogar beleidigender, als wir als Deutsche es sehen würden, wenn man uns diese Art Behandlung angedeihen ließe.

    Und was die Zukunft betrifft: wäre Taiwan ein international über seine wenigen „diplomatischen Verbündeten“ hinaus anerkannter Staat, würde es China sehr viel schwerer fallen, Realitäten zu schaffen, die letztlich mit einiger Wahrscheinlichkeit auf eine „Wiedervereinigung“ hinauslaufen. Taipei muss sich, eher auf die Macht des Faktischen verlassen als auf das Völkerrecht. Bei einer Fortsetzung der jetzigen Trendlinien ist das keine sehr ermutigende Perspektive.

    Klaus: soviel ich weiß, zog sich die RoC-Delegation aus den UN zurück, bevor die Gültigkeit der Abstimmungen über ihren Ausschluss endgültig verhandelt war. Ob eine weitere Beteiligung an den Verhandlungen allerdings den Ausschluss vielleicht verhindert hätte, weiß ich nicht – das wäre ja Voraussetzung dafür, den heutigen Status komplett Chiang Kai-shek anzulasten. Gibt es dazu nachvollziehbare Informationen?

    1. Den UN-Ausschluss Taiwans hat ein Kollege mal in einer Hausarbeit schön dargelegt: https://intaiwan.net/wp-content/uploads/2008/02/taiwan-uno-hausarbeit.pdf

      Besser wäre wohl: Die ROC zog ihre Vertreter aus dem Weltsicherheitsrat ab, nachdem die UN-Vollversammlung die PRC als rechtmäßige Vertreterin Chinas anerkannt hatte, und bevor eine Entscheidung über den Sitz im Sicherheitsrat gefällt wurde.

      Eine spannende und komplett hypothetische Frage ist: Was wäre passiert, wenn in diesem Moment CKS nicht mehr am Anspruch festgehalten hätte, China zu vertreten, sondern beispielsweise einen Aufnahmeantrag als „Taiwan“ gestellt hätte? Da die PRC noch keinen Sitz im Sicherheitsrat gehabt hat, hätte sie auch kein Veto ausüben können.

  7. Ich denke Klaus wird nichts dagegen haben, wenn man auf eine ziemlich starke These auch die entsprechenden Argumente liefert. Ich hatte es dir glaube ja schon mal geschrieben. Mir geht es um den Alltag hier in Taiwan und darin spüre ich eben gerade nicht das kleine, schwache, isolierte Taiwan, sondern ein moderner Staat mit sämtlichen Einrichtungen, die man in anderen Staaten auch finden und nutzen kann. Worauf beziehst du dich also?

  8. Mir bleibt daher ziemlich schleierhaft, was ihr jeden Tag hier so spürt.

    Vielleicht macht Sie eines Tages Ihr Nachwuchs darauf aufmerksam, Dennis. Was für einen spürbar ist und was nicht, ist sowohl eine Frage der Wahrnehmung, als sicherlich auch der Zeit, in der man lebt.

    Weiter gehe ich nicht ins Detail, weil Klaus an anderer Stelle darauf hingewiesen hat, dass er keine zu politisierten Kommentare haben möchte.

    1. Ganz einfach: Versuche mal, hier in Taiwan ein Visum fuer irgendein Land zu beantragen. Du wirst selten eine Botschaft finden, nur irgendwelche Bueros oder Handelskammern. Sobald Du Dich mehr als 1000km von der Insel entfernst, ist die Waehrung nicht mehr bekannt und wird nicht getauscht. Auslaendische Lizenzen, Zertifikate usw (z.B. Fuehrerschein) werden hier oft nicht anerkannt, weil „Ihr Land kein bilaterales Abkommen mit uns geschlossen hat“.

      Ja, zumindest hier spuert man es fast jeden Tag.

      1. Allerdings stellen diese Büros, oder nennen wir sie der Ordnung halber mal Institute, eben jene Visa aus. Wo ist das Problem?

        Wer wechselt heute noch bedeutende Summen Bargeld?

        Das mit der bileteralen Anerkennung von Abschlüssen ist kein typisch taiwanisches Problem, das geht anderen asiatischen Ländern (Ausnahme Japan, vielleicht Hong Kong) genau so und liegt zumeist an anderen/nicht vorhandenen Ausbildungssystemen.

        Ich bin jetzt seit über sieben Jahren hier, habe hier studiert, hier geheiratet, hier Nachwuchs bekommen, arbeite hier, zahle hier Steuern usw. und bei keinem dieser grundlegenden Dinge gab es irgendwelche speziellen Probleme aufgrund eines „Waisenstatus“ Taiwans.

        Mir bleibt daher ziemlich schleierhaft, was ihr jeden Tag hier so spürt.

  9. Und in Taipei verehren ihn immer noch viele. Im Rathaus von Taoyuan (oder war es vom Stadtteil Jhongli?) trohnt er sogar noch im Rathaus, riesengroß, sitzend. Lächelnd. Jedenfalls vor 1-2 Jahren noch.

  10. Eine Gemeinsamkeit der chinesischen wie der taiwanischen Gesellschaft scheint mir ein weit gehender Opportunismus zu sein (Ausnahmen bestätigen die Regel). Man kann aber wahrscheinlich auch in Rechnung stellen, dass beide Gesellschaften mehr zum „Sowohl-als-auch“ tendieren als unsere, und weniger zum „Entweder-oder“.

    CKS war sowohl in China als auch auf Taiwan für enorme Verbrechen verantwortlich. Aber vor dem Hintergrund, wie China vor der Hsinhai-Revolution aussah, erhält das eine Perspektive, die meiner Meinung nach zwar nicht CKS‘ Verantwortung für diese Verbrechen relativiert, sie aber gleichzeitig relativiert.

    Ein „National-Chinese“ wird CKS nur selten rundheraus verurteilen. Von einem taiwanischen Standpunkt aus – und ganz sicher von dem eines taiwanischen Nationalisten – ist CKS ein Verbrecher, und weiter nichts.
    Und die meisten Taiwaner sehen sich wahrscheinlich weder „rein chinesisch“, noch „rein taiwanisch“, und weder definitiv „pan-blue“, noch definitiv „pan-green“.
    Aber was den Nationalismus betrifft (und ob der sich auf China oder Taiwan bezieht), ist eben eine Frage dessen, ob und wie sich ein Taiwaner bewusst einordnet.

    Viele der seelischen Narben, die CKS auf Taiwan hinterlassen hat, sieht man nicht. Auch mit denen geht man in Taiwan (und China übrigens auch) anders um als im Westen. Der diplomatischen Waisenstatus (gute Bezeichnung, finde ich) Taiwans aber ist jeden Tag spürbar – und wir sollten unser Möglichstes dazu tun, dass Taiwan mehr internationale Anerkennung findet.

    Es ist gut, dass es in Taiwan einen deutschen Dauer-Korrespondenten gibt. Ich wünsche dir viel Erfolg dabei, Taiwan in Deutschland präsenter zu machen.

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